Mehrweg im Samariterkiez

Vermüllte Parks, dreckige Straßen, überfüllte Mülleimer. Wer kennt diesen Anblick nicht in Friedrichshain-Kreuzberg?  Mal eben schnell etwas Essen mitnehmen, Coffee-to-go als Lifestyle. So angenehm sie auch in unseren Alltag passen, Takeaway und To-go Verpackungen tragen als (Ein-)Wegwerfartikel massiv zu unserem eklatanten Müllproblem bei. In den kommenden Jahren muss dieser Trend eine Kehrtwende eingenommen haben, um unnötigen Ressourcenverbrauch und Müll zu vermeiden. Selbst wenn wir ‘nachhaltigere’ Einwegverpackungen nutzen, landet der Großteil nicht im Recycling sondern in der Verbrennung. Und auch für jede ‘nachhaltige’ Verpackungen entsteht Ressourcen-, Produktions- und Entsorgungsaufwand.

Um dieser jahrzehntelangen Entwicklung entgegenzuwirken tritt nun ab dem 01. Januar 2023 eine Novelle des Verpackungsgesetzes (VerpackG2) in Kraft, als Teil der europa­rechtlichen Zielvorgaben der Richtlinie 94/62/EG über Verpackungen und Verpackungs­abfälle.  Ab dann müssen Gastronom:innen neben ihren Einwegverpackungen auch eine Mehrwegoption im Angebot haben. Betriebe unter 80m2 und mit bis zu 5 Mitarbeitenden können dieser Pflicht auch nachkommen, indem sie ihren Kund:innen anbieten, ihre mitgebrachten Behälter zu befüllen. Hier setzt auch das Zero Waste Label „Einmal ohne, bitte“ an.

Ziel von “Mehrweg im Samariterkiez” war es zum einen eine Datengrundlage für den Bezirk zu schaffen, um lösungsorientierte Maßnahmen zur Verbreitung von Mehrwegverpackungen für Takeaway und To-go entwickeln zu können und zum anderen, das Umweltbewusstsein der Gastronomiebetreibenden zu stärken, sie über Alternativen zu Einwegverpackungen zu informieren und das Miteinander im Kiez zu fördern. Das Projekt orientierte sich an den Handlungsempfehlungen des ‘Zero Waste Konzept für Friedrichshain-Kreuzberg zur bezirklichen Förderung von Mehrweglösungen’ aus dem Jahr 2019 und nahm damit erste Schritte der Umsetzung.

Mit dem Projekt gingen wir im September 2021 auf Zuhörtour und fragten die Gastronom:innen im Samariterkiez ob sie Mehrwegbehälter bereits nutzen, was sie von ihnen halten, wo sie Schwierigkeiten bei der Einführung sehen und wie informiert sie über das neue Gesetz sind. Daraufhin veranstalteten wir am 1. November 2021 einen gemeinsamen Abend zum Faktenaustausch und Netzwerken. Von März bis April 2022 führten wir eine zweite Umfrage durch sowie eine Reihe tiefergehender Interviews mit Besitzer:innen von Restaurants, Cafés, Bäckereien und Imbissen, aber auch einigen weiteren Akteuren, die beim Thema Mehrwegverpackungen Einfluss nehmen. Anhand der gesammelten Daten entwickelten wir Handlungsempfehlungen mit denen der Einsatz von Mehrwegverpackungen für Takeaway und To-go vorangebracht werden kann und übergaben sie im Mai 2022 an das Straßen- und Grünflächenamt des  Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Wir freuen uns sehr über das Engagement und das entgegengebrachte Vertrauen der Bezirksvertreter:innen und sind gespannt wie es bei dem Thema weitergeht. Unsere Handlungsempfehlungen und ein Abstract unseres Berichts findet ihr hier.

Ansprechpartnerinnen: Maren Sommer und Julia Seiffert

Icons: Pia Weißenfeld

Foto: MART PRODUCTION

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