Obwohl das Mitbringen eigener Behältnisse (BYO – Bring Your Own) großes Potenzial zur Reduzierung von Einwegverpackungen bietet, bleibt es bisher eine Nischenlösung. Das Projekt „BYO – Raus aus der Ökonische, hinein in den Mainstream“ untersucht, wie BYO für eine breitere Zielgruppe attraktiver und alltagstauglicher gemacht werden kann. In einem interdisziplinären Innovationsprozess wurden mithilfe der Design-Thinking-Methode die alltäglichen Routinen und Bedürfnisse der Zielgruppe analysiert, um passgenaue Ansätze für eine nachhaltigere Lebensweise zu entwickeln.
Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der TU Berlin und der interdisziplinären Forschungsgruppe PUR („Mit Precycling zu mehr Ressourceneffizienz“) durchgeführt. Unsere Mitarbeit an dem Projekt wurde von der Stiftung Naturschutz Berlin gefördert.
Die hohe Relevanz des Themas zeigte sich bereits zu Beginn des Projekts: Auf den Studienaufruf meldeten sich über 270 Personen zur Teilnahme – ein klares Zeichen dafür, dass viele Menschen nach praktischen Lösungen suchen, um Verpackungsmüll im Alltag zu vermeiden.

Projektziel
Ziel des Projekts war es, praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die es einer breiteren Bevölkerungsgruppe ermöglichen, eigene Behältnisse einfach und attraktiv in den Alltag zu integrieren. Hierbei lag der Fokus auf der Sensibilisierung und Aktivierung der Zielgruppe – insbesondere von berufstätigen Familien – und der Entwicklung von Maßnahmen, die zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung beitragen.
Projektschritte
1. Zielgruppenanalyse & Nutzerforschung
Zunächst wurde eine Zielgruppe definiert: Menschen zwischen 21 und 50 Jahren, die regelmäßig Takeaway konsumieren oder unterwegs einkaufen, mit einem besonderen Fokus auf berufstätige Eltern in urbanen Gebieten.
Mittels Cultural Probes (Alltagsdokumentationen durch die Teilnehmenden) und einer anschließenden Fokusgruppe wurden tiefere Einblicke in Routinen und Herausforderungen gewonnen.

2. Interne Lösungsfindung & Ideenentwicklung
In zwei Workshops analysierte das Projektteam mithilfe der Agentur Berliner Ideenlabor die Forschungsergebnisse und entwickelte Lösungsansätze. Ziel der Workshops war es, zentrale Herausforderungen und Bedürfnisse der Zielgruppe zu identifizieren und darauf aufbauend kreative Ansätze für eine effektivere Ansprache und Integration von BYO in den Alltag zu entwickeln. Dabei kamen verschiedene Kreativmethoden wie Move and See Brainstorming, Superhero Brainstorming und Brainwriting zum Einsatz.





3. Entwicklung & Testing von Prototypen
Basierend auf den Workshop-Ergebnissen wurden erste Prototypen entwickelt und in einer Testphase erprobt. Die Testpersonen konnten einen speziell entwickelten, faltbaren Beutel als Erinnerungshilfe eine Woche lang im Alltag nutzen. Zudem wurde ein erstes Beispielvideo mit Kinderaussagen zu BYO gezeigt und dessen Wirkung auf die Zielgruppe getestet.
Ergebnisse des Testings:
- Der Beutel wurde eher als Einkaufstasche genutzt, nicht als aktive Erinnerungshilfe für BYO
- Design und Funktionalität sind entscheidend für die Akzeptanz
- Die Kinder-Videos wurden positiv aufgenommen und regten zum Nachdenken an
Mit den Erkenntnissen aus dem Testing wurde im Anschluss eine Agentur beauftragt, die Produktion der Kinder-Videos sowie die Gestaltung eines Stickers bzw. Kühlschrankmagneten zu übernehmen. Der Sticker soll speziell für Familien im eigenen Zuhause konzipiert werden und könnte beispielsweise im Familienkalender in der Küche platziert werden, um als Erinnerungshilfe für das Thema BYO zu dienen.
Ergebnisse & Ausblick
Der Innovationsprozess hat gezeigt, dass eine tiefere Auseinandersetzung mit den alltäglichen Routinen der Zielgruppe neue Perspektiven eröffnet. Während bisher vor allem Point-of-Sale-Maßnahmen im Fokus standen, rückt nun der heimische Alltag stärker in den Mittelpunkt, um nachhaltige Verhaltensänderungen zu bewirken. Die enge Kooperation mit der TU Berlin als wissenschaftlichem Partner ermöglicht einen intensiven Austausch zwischen Forschung und Praxis. Das Projektteam arbeitet nun an der breiten Verbreitung der entwickelten Materialien, um BYO langfristig als selbstverständliche Alternative zu Einwegverpackungen zu etablieren. Gleichzeitig werden neue Fördermöglichkeiten gesucht, um die Kampagne weiter auszubauen.
Weiterführende Informationen & Kontakt
Für ausführlichere Informationen über den Projektverlauf, die eingesetzten Methoden und wissenschaftliche Erkenntnisse kontaktiert uns direkt unter kontakt@zerowasteverein.de.
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