Abfall belastet zunehmend unsere Umwelt – und das Klima
Seit Beginn der Massenproduktion von Kunststoffen Anfang der 1950er-Jahre wurden weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert. Nur neun Prozent des gesamten weggeworfenen Kunststoffs wurden seit 1950 recycelt. Und auch heute liegt die Recyclingquote von Plastikverpackungen global immer noch bei nur 14 Prozent. 40 Prozent werden auf Mülldeponien und 14 Prozent in Verbrennungsanlagen entsorgt. Die restlichen 32 Prozent gehen in die Umwelt, auf Mülldeponien, in Meere und andere Gewässer oder werden unkontrolliert verbrannt. Neben der Verschmutzung von Meeren, Böden, Luft und Wasser dringen Kunststoffe in der Form von Mikroplastik auch in unsere Körper und die Körper von Tieren ein und schädigen auf vielfältige Weise die Gesundheit (Plastikatlas 2019).

Zusätzlich zu der weitreichenden Umweltverschmutzung, die durch kunststoffhaltige Konsumgüter erzeugt wird, verschärft der Plastikkonsum jedoch auch die Klimakrise. Denn Plastik erzeugt in der Produktion und Entsorgung große Mengen von CO₂. Geht die Plastikproduktion ungebremst wie bisher, „werden allein Kunststoffe bis 2050 rund 56 Gigatonnen CO₂-Emissionen erzeugt haben. Damit gingen zwischen 10 und 13 Prozent des verbleibenden CO₂-Budgets für das 1,5-Grad-Ziel auf das Konto von Kunststoffen.” (Plastikatlas 2019) Und es ist kein Ende in Sicht: Seit Anfang der 2000er-Jahre ist in einem Jahrzehnt mehr Plastik entstanden als in den 40 Jahren zuvor. Und die globale Plastikproduktion steigt weiter explosionsartig an (Plastikatlas 2019).
Die globale Abfallproduktion bremsen – die Grundidee von Zero Waste
Wie kann der Trend einer immer größeren Erzeugung von Abfall und speziell Kunststoffen umgekehrt werden? Ein Konzept, das mittlerweile an Bedeutung gewonnen hat, ist Zero Waste. Doch was bedeutet Zero Waste eigentlich, und wie könnt ihr es im Alltag umsetzen? Wir geben euch eine umfassende Einführung zum Thema Zero Waste und zeigen, wie ihr selbst einen Beitrag zu einer abfallärmeren Zukunft leisten könnt.
Zero Waste, übersetzt „Null Abfall“, ist ein Lebensstil, der darauf abzielt, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren. Das bedeutet, Ressourcen effizient zu nutzen, Produkte wiederzuverwenden und Abfall zu vermeiden. Die Vision von Zero Waste ist es, eine Kreislaufwirtschaft zu schaffen, in der alle Materialien wiederverwendet werden und somit keinen Abfall erzeugen. Zero Waste bezeichnet somit „die Bewahrung aller Ressourcen mittels verantwortungsvoller Produktion, Konsum, Wiederverwendung und Rückgewinnung von Produkten, Verpackungen und Materialien ohne Verbrennung und ohne Absonderungen zu Land, Wasser oder Luft, welche die Umwelt oder die menschliche Gesundheit bedrohen.” (Zero Waste International Alliance 2018).
Die fünf Prinzipien des Zero Waste

Die Zero-Waste-Bewegung basiert auf fünf Grundprinzipien, die oft als die 5 R’s bezeichnet werden:
- Refuse (Ablehnen): Vermeidet Produkte, die nicht notwendig oder schädlich für die Umwelt sind.
- Reduce (Reduzieren): Reduziert den Verbrauch von Ressourcen und kauft nur das, was ihr wirklich benötigt. Reduziert das, was ihr nicht vollständig ablehnen könnt.
- Reuse (Wiederverwenden) / Repair (Reparieren): Verwendet Produkte mehrmals, anstatt sie nach einmaligem Gebrauch wegzuwerfen. Repariert Produkte, wenn möglich.
- Recycle (Recyceln): Führt Materialien, die nicht wiederverwendet werden können, dem Recycling zu.
- Rot (Kompostieren): Kompostiert organische Abfälle und schafft somit wertvollen Humus.
Wie ihr Zero Waste im Alltag umsetzen könnt

Der Weg zu einem Zero-Waste-Lebensstil beginnt mit kleinen, aber wirkungsvollen Veränderungen im Alltag. Hier sind einige praktische Tipps, wie ihr weniger Abfall produzieren könnt:
- Wiederverwendbare Behälter verwenden: Nehmt eigene Taschen, Flaschen und Behälter mit, wenn ihr einkaufen oder ins Restaurant/ Café geht. Nutzt beispielsweise euren eigenen Mehrwegbecher, wenn ihr euch gerne ein Getränk für unterwegs holt. Viele weitere Tipps für den verpackungsfreien Einkauf mit eigenem Behältnis findet ihr hier.
- Unverpackt einkaufen: Nutzt Unverpackt-Läden oder kauft unverpackte Produkte, wie Gemüse, Obst oder Nüsse. Wenn ihr nicht auf Verpackungen verzichten könnt, dann versucht, Produkte mit recycelbaren Verpackungen zu kaufen. Selbst herstellen: Viele Produkte, wie Reinigungsmittel oder Kosmetika, lassen sich leicht selbst herstellen und vermeiden so unnötige Verpackungen. Anregungen findet ihr beispielsweise auf dem Blog von Karen Rose hier.
- Reparieren statt wegwerfen: Repariert kaputte Gegenstände, anstatt sie zu entsorgen, oder sucht ein Repair-Café auf, das euch dabei unterstützen kann. Reparaturbetriebe und Reparaturcafés können auf der Website repami.de gefunden werden.
- Leitungswasser trinken: Nutzt das Leitungswasser zu Hause und versucht daran zu denken, immer eine Trinkflasche für unterwegs einzupacken.
- Hinterfrage dein Konsumverhalten: Frage dich bei jeder Anschaffung: Brauche ich das wirklich? Oder kann ich es mir vielleicht ausleihen? Wenn du kaufen musst, dann überlege dir, ob du second-hand kaufen kannst. Wenn du weniger kaufst, produzierst du auch weniger Müll.
Ihr möchtet weitere Anregungen dazu, wie ihr Zero-Waste-Maßnahmen konkret umsetzen könnt. Dann könnten unsere Workshops zu Zero Waste für euch interessant sein. Hier könnt ihr euch über unser Workshop-Angebot informieren.
Zero Waste auf struktureller Ebene

Zero Waste ist nicht nur ein individueller Ansatz, sondern erfordert auch strukturelle Veränderungen. Auf gesellschaftlicher und politischer Ebene bedeutet Zero Waste, dass Systeme geschaffen werden, die Abfall minimieren und eine Kreislaufwirtschaft fördern. Hier sind einige maßgebliche Schritte, die auf struktureller Ebene unternommen werden können:
- Förderung von Kreislaufwirtschaft: Regierungen und Unternehmen sollten Anreize schaffen, um Produkte und Materialien so zu gestalten, dass sie wiederverwendet oder recycelt werden können.
- Strengere Vorschriften: Einführung und Durchsetzung strengerer Vorschriften zur Abfallvermeidung und zum Recycling.
- Investitionen in Infrastruktur: Aufbau von Recycling- und Kompostieranlagen, um die Wiederverwertung von Materialien zu erleichtern.
- Bildung und Bewusstseinsbildung: Aufklärung der Bevölkerung über die Vorteile und Methoden von Zero Waste, um eine breite gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen.
- Unterstützung von Innovationen: Förderung von Forschung und Entwicklung neuer Technologien, die die Abfallvermeidung unterstützen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, wie ihr Einfluss auf Unternehmen und Regierungen nehmen könnt, damit diese Zero-Waste-Strategien strukturell umgesetzt werden. Dies könnt ihr durch folgende Maßnahmen erreichen:
- Bewusst konsumieren: Hinterfragt eure Kaufentscheidung kritisch. Versucht, auf Neuware zu verzichten und primär in Second-Hand-Läden sowie Unverpackt-Läden einzukaufen. Unterstützt Unternehmen, die nachhaltige Praktiken verfolgen, und vermeidet die Unterstützung von Unternehmen, die sich nicht um Umweltschutz bemühen.
- Politisches und zivilgesellschaftliches Engagement: Engagiert euch bei Vereinen oder Initiativen, die sich für Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft einsetzen, um politische Forderungen zu formulieren und euch in den politischen Diskurs einzubringen. Dies ist beispielsweise durch ein Mitwirken in unserem Verein möglich.
- Petitionen und Kampagnen: Startet oder beteiligt euch an Petitionen und Kampagnen, die Regierungen und Unternehmen auffordern, nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen.
- Bildung und Aufklärung: Seid durch euer Konsumverhalten ein Vorbild für andere und informiert über die Bedeutung von Zero Waste und darüber, wie strukturelle Veränderungen erreicht werden können.
Wir fordern von der Politik beispielsweise die Einführung einer verbindlichen Verpackungssteuer im Bundesland Berlin. Weitere Infos zu unserer Forderung findest du hier.
Fazit: Wie könnt ihr aktiv werden?

Ein Zero-Waste-Lebensstil bringt, wie ersichtlich wurde, zahlreiche Vorteile mit sich. Neben der Reduzierung des Müllaufkommens schont er Ressourcen und fördert ein bewussteres Konsumverhalten. Zudem trägt er dazu bei, die Umweltverschmutzung zu verringern sowie den globalen CO₂-Ausstoß zu senken. Denn für die Herstellung und Beseitigung von Essen sowie Konsumgütern werden große Mengen von Energie benötigt.
Zero Waste ist eine Utopie – das ist jedoch kein Grund, nicht direkt damit anzufangen. Durch die Umsetzung der 5 R’s, das Bewusstsein für den eigenen Konsum sowie das Anstoßen von Veränderungen auf struktureller Ebene könnt ihr dazu beitragen, die Welt ein Stück sauberer, lebenswerter und klimaneutral zu machen. Dabei geht es nicht darum, Zero Waste individuell perfekt umzusetzen und von heute auf morgen gar keinen Müll mehr zu produzieren. Auch kleine Schritte auf dem Weg zum Zero-Waste-Ziel haben eine große Wirkung. Welcher der Vorschläge aus diesem Beitrag spricht euch an und erscheint für euch persönlich umsetzbar? Startet mit diesem und schaut, welche weiteren Aspekte von Zero Waste ihr in euren Alltag integrieren könnt. Das Wichtige ist, anzufangen!