Der Zero Waste e.V. unterstützt die Kampagne von Ocean.Now!, die ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetik und Reinigungsmittel fordert. Wir rufen dazu auf, den offenen Brief der Initiatorin Meike Schützek zu unterschreiben, in dem sie Umweltministerin Svenja Schulze auffordert, endlich zu handeln und der unsinnigen Beigabe von Mikroplastik in Kosmetik ein Ende zu bereiten.
Der offene Brief wird flankiert von einer Reihe von Interventionen. In Flashmobs wurde so bereits mehrfach die Arbeit „Microplastics II“ der Künstlerin Swaantje Güntzel auf Regierungsgebäude projiziert.
Offener Brief
Sehr geehrte Umweltministerin Svenja Schulze,
wir fordern Sie auf: Verbieten Sie den Zusatz von Kunststoffen in Kosmetik und Reinigungsmitteln – und zwar generell. Das heißt nicht nur die gemeinhin bekannten Mikroplastikkügelchen, sondern auch flüssige, gel-, pasten- und wachsartige Kunststoffe müssen verboten werden.
Warum ist das wichtig?
Shampoo, Duschgel, Gesichtscremes – viele dieser Produkte enthalten Mikroplastik. Doch was die meisten nicht wissen: Die mit bloßem Auge sichtbaren Kügelchen sind kein zuverlässiger Hinweis darauf, ob ein Produkt Mikroplastik enthält. Im Gegenteil: Viele Hersteller steigen auf unsichtbare, flüssige und gelartige Kunststoffe um, die wir Verbraucher/innen uns dann unbemerkt auf Haut und Haare schmieren. Zahlreiche internationale Reports [1] belegen, wie schädlich Mikroplastik ist: Wie kleine Magneten ziehen sie toxische Stoffe an, die von Fischen und anderen Meerestieren gefressen werden und über die Nahrungskette wieder auf unseren Tellern landen. Die jüngste Studie des Fraunhofer Instituts belegt außerdem, dass flüssige, gel-, pasten- und wachsartige Kunststoffe ähnliche Eigenschaften aufweisen könnten und die aktuelle Definition von Mikroplastik [2] daher nicht ausreicht.
Warum der „freiwillige Verzicht” seitens der Hersteller nicht ausreicht
83 % der deutschen Bevölkerung lehnen Mikroplastik ab. Doch obwohl der Wunsch nach Plastikvermeidung seitens der Bevölkerung sehr groß ist, wurde er in den vergangenen Jahren nicht ausreichend gehört. Zwar war die freiwillige Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Mikroplastik seitens einiger Hersteller ein erster Schritt. Er reicht jedoch nicht aus – denn die Hersteller halten sich nicht an ihre Versprechen! [3] Es erscheint uns deshalb als fahrlässig, dass ein Handeln auf Unternehmensseite hier noch nicht per Gesetz eingefordert wurde.
Dringlichkeit
Bereits vier Länder haben Mikroplastik in Kosmetik weltweit verboten. Deutschland ist ein Schlusslicht in der Entwicklung. Schweden hat im Juli 2018 ein realistisches Modell vorgelegt. Dem kann sich Deutschland anschließen und dabei den Ansatz erweitern – mit dem Ausschluss jeder Form von Plastik in Kosmetik- und Reinigungsmitteln.
Die Forderung nach einem Verbot von Mikroplastik in Kosmetik und Reinigungsmitteln steht nun bereits seit einigen Jahren im Raum. Wir fordern hiermit eine Beschleunigung des Prozesses. Deutschland sollte seiner besonders großen Verantwortung als größter Absatzmarkt von Schönheitspflegemitteln in Europa [4] endlich national und international nachkommen und jegliche weiteren Verzögerungen vermeiden.
[1] „Plastic and Human Health: A Micro Issue?“, King’s College London, 2017; „SOURCES, FATE AND EFFECTS OF MICROPLASTICS IN THE MARINE ENVIRONMENT: A GLOBAL ASSESSMENT“, UNESCO / Joint Group of Experts on the Scientific Aspects of Marine Environmental Protection, 2016; „Weltweites Abwasserproblem Mikroplastik überfordert Kläranlagen. Lösungen sind weniger Plastikkonsum und umweltgerechte Textilproduktion“, BUND, 21.03.2017; „Microplastics in Seafood and the Implications for Human Health“, Madeleine Smith, David C. Love, Chelsea M. Rochman, Roni A. Neff, 2018; „Microplastics increase mercury bioconcentration in gills and bioaccumulation in the liver, and cause oxidative stress and damage in Dicentrarchus labrax juveniles“, Luís Gabriel Antão Barboza, Luís Russo Vieira, Vasco Branco, Cristina Carvalho, Lúcia Guilhermino, Oct 2018
[2] „Mikroplastik in Kosmetika – Was ist das?“, Umweltbundesamt, 16.03.2016
[3] „Viele Produkte sind weiterhin belastet“, Deutschlandfunk, 18.10.2016
[4] „Cremen gegen die German Angst“, Spiegel Online, 2016