Ein Bahnhof. Drum herum Natur, Musik, Diskussionen und 400 Menschen. Das ist kurz zusammengefasst das „Wir am Bahnhof“-Festival in Brandenburg. Der Zero Waste Verein ist diesen Sommer auf zahlreichen Festivals gewesen, aber das ist sicherlich eines der interessantesten für uns gewesen. Durch seine geringe Größe und die liebevolle Gestaltung der Veranstalter*innen konnte sich auf dem Festival eine besondere, intime Atmosphäre entwickeln, die von gegenseitiger Anerkennung, Rücksichtnahme und Respekt geprägt war. Durch das vielfältige Musik- und Workshop-Programm entfaltete sich so ein besonders schönes Fest.
Zero Waste auf dem Festival
Auf großen Festivals wie dem Feel oder dem Artlake haben wir in Workshops mit den Besucher*innen besprochen, was Festivals generell besser machen könnten. Wir haben uns mit den Teilnehmer*innen viele heiße Diskussionen geliefert, wie insgesamt weniger Müll produziert werden könnte und welche Prozesse anders laufen müssten. Viele von diesen gemeinsamen Überlegungen und Vorschlägen haben wir auf dem „Wir am Bahnhof“-Festival in der Praxis erlebt.
Echtes Geschirr
Es beginnt damit, das auf dem Festival alle Besucher*innen gegen Pfand einen Thermobecher erhalten, der anstatt eines Henkels einen Karabiner hat. Dadurch kann der Becher immer am Hosenbund oder einer Tasche eingehängt werden. Es gibt neben dem Essensverkauf eine gemeinsame Essensausgabe. Das heißt für alle Festivalteilnehmer*innen wird zu festgelegten Zeiten das Frühstück, Mittagessen und Abendessen vorbereitet, zu einem kleinen Preis. Die Mengen sind so umfangreich, dass wenn alle bekommen haben, vielleicht auch noch ein Nachschlag drin ist. Alle bekommen Teller und Besteck, das dann auch jede*r selbst wieder abspült und trocknet.
Ist das wirklich besser?
In unserem Workshop haben die Teilnehmer*innen gemeinsam darüber diskutiert, in welchen Bereichen des Alltags alles Plastik anfällt, welche Gefahren davon ausgehen und auch welche Alternativen es gibt. Schnell wurde klar, wie viel man eigentlich ersetzen kann. Aber ist das, was ich tue, dann auch wirklich besser? Ein Beispiel sind Waschnüsse. Diese werden z. B. aus Indien importiert. Das ist in der Gesamtbetrachtung also keine ökologische Alternative. Viel naheliegender ist da der Umstieg auf Kastanien, die man im Herbst überall aufsammeln kann. Diese können zerkleinert und getrocknet zu Waschmittel verarbeitet werden. Es kommt also darauf an, sich die gesamten Prozesse anzuschauen und dann abzuwägen, was am meisten Sinn macht, wenn man alte Produkte durch neue Alternativen ersetzen will.
Wir hatten einen tollen Austausch mit euch und spannende Diskussionen auf dem „Wir am Bahnhof“-Festival. Vielen Dank!
Text: Anna Neifer