Fasten – Erneuerung durch Verzicht

Dieser Artikel beschäftigt sich mit Fasten, einem kontrollierten und zeitweisen Verzicht auf Essen. Wenn du überlegst, es einmal auszuprobieren, halte in jedem Fall mit deiner Ärztin* Rücksprache. Bleib gesund!

Die christliche Fastenzeit hat begonnen, doch Fasten ist in vielen Kulturen und Traditionen bekannt. Forscher*innen gehen heute davon aus, dass Fasten evolutionär zum Menschen gehört: Wir sind biologisch darauf ausgelegt, Mangel zu erfahren. Ständiges Essen ohne Pause ist gar nicht so gesund.

Denn wenn der Körper fastet, ihm also keine Nahrung zugeführt wird, beginnt in unseren Zellen ein faszinierender Reinigungsprozess. Um ihre Funktionen zu erhalten, und da sie nicht von außen versorgt werden, beginnen die Zellen damit, sich sozusagen selbst zu verspeisen. Autophagie heißt dieses Phänomen. Dabei fangen die Zellen mit den Teilen an, die sie am wenigsten brauchen: Altes und abgestorbenes Zellmaterial, aber auch Gifte werden zerlegt und Neues daraus geschaffen. Anschließend sind die Zellen entschlackt, funktionieren besser und sind vitaler. Fasten ist also eine Entrümpelung des Körpers auf zellulärer Ebene.

Doch es ist nicht nur gesund. Fasten gilt in religiösen Traditionen auch als spirituelle Praktik. Denn es ist eine Auseinandersetzung mit einem fundamentalen Aspekt unseres Lebens: Unserer Ernährung und damit unserer Verdauung. Es weitet das Bewusstsein, indem das in den Blick gerät, was sonst ganz alltäglich ist, das Essen.

Die Sache mit dem Hunger

Fasten ist nicht hungern. Im Fasten geht die Verdauung schlafen, wie in der Nacht. Deshalb heißt das Frühstück im englischen auch „Breakfast“, das Fastenbrechen nach dem Schlaf. Und häufig verspüren wir auch direkt nach dem Aufstehen noch keinen Hunger, weil der Darm noch schläft und erst wieder Signale sendet, wenn er aufgewacht ist. Beim Fasten wird der Darm dauerhaft in diesen Zustand versetzt, daher ist der Hunger viel weniger stark als viele vermuten, die Fasten noch nicht kennen.

Ein bisschen Hunger gibt es aber trotzdem. Und darin liegt auch eine Qualität des Fastens: Den leichten Hunger zu spüren und auszuhalten. Den Körper zu disziplinieren und die Gelüste im Zaum zu halten. Fasten hilft nicht unmittelbar zum Abnehmen und sollte daher auch nicht als schnelle Diät verstanden werden. Häufig nehmen Menschen hinterher genauso wieder zu. Stattdessen ist Fasten eine Chance, Gewohnheiten zu reflektieren und in Frage zu stellen, neue Schwerpunkte zu setzen. So kann Fasten der Ausgangspunkt für eine gesündere und bewusstere Ernährung sein und auch dafür, den Körper mehr zu pflegen und zu bewegen.

Fasten und Zero Waste

Und darin liegt auch der Zusammenhang mit dem Zero Waste Gedanken. Überkommene Gewissheiten infrage zu stellen, Gewohnheiten zu durchbrechen und neue Lebensweisen zu etablieren ist nötig, um gemeinsam zu einer nachhaltigeren Welt beizutragen.

So kann ein Monat Plastikfasten die Tür zu Zero Waste aufstoßen. So können wir im Austausch miteinander neue Lebenspraktiken entwickeln, die auf Kooperation und Angemessenheit statt auf Konkurrenz und maßlosen Konsum setzen.

Ob Elektronik, Energie oder Essen – wir konsumieren mehr als uns und dem Planeten gut tut. Einmal innehalten und darüber reflektieren kann heilsam sein. Jetzt ist dafür Gelegenheit. Es ist Fastenzeit.


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