Rückblick: Führung Müllheizkraftwerk

Aus den Augen aus dem Sinn? So geht es vielen Leuten, wenn sie über ihren Müll sprechen. Doch was passiert außerhalb unserer eigenen Mülltonne, nachdem diese geleert wurde?

Genau das wollten wir, vom Zero Waste e.V. herausfinden. Den Anfang machte am 08.10.2019 das Müllheizkraftwerk in Ruhleben, in welchem unser Restmüll gesammelt und verbrannt wird. 

Um 11:00 Uhr am Dienstagvormittag empfing uns ein netter Mitarbeiter der BSR um mit uns den ersten Teil der Führung zu beginnen. Zunächst erzählte er ein wenig über sich, seine Arbeit bei der BSR und das Müllheizkraftwerk. Wir durften dann auch gleich alle Fragen stellen, die uns auf der Seele brannten. Das sich hartnäckig haltende Gerücht, die BSR würde bei Abholung sowieso alle Tonnen in ein Auto zusammenkippen, wurde ebenfalls aufgeklärt. Denn es kommt für jede Tonne ein eigenes Auto zur Abholung , also können wir alle beruhigt weiter unseren Müll trennen. 

Neben dem Hausmüll, der im Müllheizkraftwerk landet, kümmert sich die BSR auch um die Biotonnen, die seit diesem Jahr in Berlin ebenfalls Pflicht sind. Alle anderen Tonnen sind eine freiwillige Zugabe der Hausverwaltung bzw. des Vermieters und werden von anderen Entsorgungsunternehmen wie ALBA entleert.

Hier noch ein paar interessante Kurzinfos für euch:

  • 853.000 Tonnen Hausmüll pro Jahr fallen in Berlin an
  • 580.000 von insgesamt 853.000 Tonnen wurden hier letztes Jahr verbrannt
  • der Rest landet in MPS Anlagen (Mechanisch-Physikalische-Stabilisierung)
  • die Biogasanlage ist momentan zu 100% ausgelastet, zweite Anlage soll bald eröffnen
  • Ziel der BSR: kompletten Fuhrpark mit Biogas betreiben (momentan 170 Autos mit Gas)

Nach dem theoretischen Teil ging es, mit modischen Sicherheitshelmen ausgestattet, los zur Anlage. Herr Rauhut führte uns als allererstes in die Halle, wo der Müll aus den Fahrzeugen abgeladen und mit einem riesen Greifarm, welcher direkt aus einem Science-Fiction Film kommen könnte, in den Ofen geladen wird. Wir alle waren von dem Anblick des riesigen Müllbergs zunächst ziemlich sprachlos. Ca. 253 Müllfahrzeuge laden hier täglich unseren Restmüll ab – was für eine Zahl! 

Im Anschluss durften wir sogar durch ein kleines Fenster einen Blick in den riesen Ofen werfen. Das Feuer, welches dort mit 1.400°C ununterbrochen brennt, hinterließ einen schaurigen Eindruck bei uns allen und wir fanden uns angesichts der Situation geschockt und sprachlos vor – hatten wir doch alle so etwas noch nie gesehen. Unweigerlich mussten wir an Mordor aus Herr der Ringe denken. Der Ofen wird alle 12 Monate zur Wartung ausgestellt – der einzige Zeitpunkt in welchem das Feuer nicht brennt. Bis die Mitarbeiter für die Wartung den Ofen betreten können vergehen sage und schreibe 36 Stunden! Das zeigt, welch enorm mächtige Hitze dort, den Rest des Jahres über, unseren Müll zu Schlake werden lässt.

Aus der Schlacke werden zusätzlich bis zu 30 Kg Schrottteile herausgefiltert, die zur Einschmelzung an Stahlwerke verkauft werden.

Der Müll der nicht nach Ruhleben kommt um verbrannt zu werden, landet in den sogenannten MPS Anlagen. Dort wird aus unserem Restmüll Ersatzbrennstoff, der fossile Energieträger in Kraftwerken und Industrieanlagen ersetzt.

Die Abfälle werden dazu zunächst zerkleinert und im Anschluss getrocknet. Einige Stoffe, wie z.B. Metalle, werden ausgeschleust und verwertet. So können jedes Jahr allein 8.000 Tonnen Metall einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Der getrocknete Restmüll wird zu hochwertigem Ersatzbrennstoff aufbereitet. In Form von Pellets oder sogenanntem Fluff dient er beispielsweise in Kraft- oder Zementwerken als klimafreundliche Alternative zu Braunkohle. Rund 100.000 Tonnen des „grünen“ Brennstoffs kann jede der beiden Anlagen im Jahr produzieren. (Quelle:https://www.bsr.de/mps-anlagen-22307.php)

Nach gut zweieinhalb Stunden endete unsere Tour durch das imposante Müllheizkraftwerk Ruhleben und Herr Rauhut gab uns zum Abschluss erneut die Möglichkeit Fragen zu stellen. Insgesamt empfanden wir die Führung als äußerst informativ und spannend, denn unser Müll geht uns schließlich alle etwas an, frei nach dem Motto aus den Augen aber noch lange nicht aus dem Sinn.

Für alle die es dieses Mal nicht geschafft haben, bieten wir am 09.12. erneut eine Führung durch das Heizkraftwerk an, für weitere Updates werft immer mal wieder einen Blick auf unsere Facebook- oder unsere Webseite und meldet euch rechtzeitig unter folgender Mailadresse jennifer.rinke@zerowasteverein.de an.

Text: Jennifer Rinke